Serie: 125 JAHRE RENAULT

125 Jahre Renault: Fließband, Globalisierung und der Devisenbringer 4CV

Logo r150382hSeit 1925 ist die Raute das Erkennungszeichen von Renault. Hier die Nachkriegsvariante bis zum Ende der fünfziger Jahre. Der Slogan "Mehr als je zuvor" stimmt sogar, denn das noch zu (Vorkriegs-)Zeiten von Louis Renault in Planung gegangene "Cremeschnittchen" wurde zum Millionseller. Bild: Renault


Beeindruckt von den US-amerikanischen Fertigungsmethoden erwirbt Louis Renault 1919 die Seine-Insel Île Seguin und errichtet dort in den 1930er-Jahren die größte Fabrik Frankreichs. Mittelpunkt der Anlage ist das mit 1.500 Metern damals längste Fließband außerhalb der Vereinigten Staaten. Renault produziert dort neben wirtschaftlichen Vierzylindermodellen und gehobenen Sechszylinderfahrzeugen auch opulente Luxuslimousinen mit Reihenachtzylinder.
Von Beginn an setzt Renault auf Internationalisierung. Schon 1901 erwirbt ein reicher Kunde aus Sumatra das erste Exportfahrzeug der Marke. In Folge entstehen offizielle Importniederlassungen, zunächst in New York (1906), dann unter anderem auch in Berlin (1907). Die Fertigung ist ebenfalls bald nicht mehr auf Frankreich beschränkt: Schon 1905 gründet Renault in Acton bei London die erste Produktionsstätte außerhalb Frankreichs.
Für den genialen Konstrukteur und Unternehmer Louis Renault wurde...

...gegen Ende des Zweiten Weltkriegs dann die zu innige Kooperation mit den Nazis – wohl um seine Arbeiter zu schützen und das Geschäft zu erhalten – zum Verhängnis. Auch ein Grund, warum sein Werk auf der Île Seguin von alliierten Bombern in Schutt und Asche gelegt wurde. Renault starb am 24. Oktober 1944 in einer Klinik, nachdem er sich einen Monat nach der Befreiung von Paris den Behörden gestellt hatte und zunächst im Gefängnis in Fresnes landete.
Richtig Fahrt nimmt die Expansionsstrategie allerdings ohne ihn erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf, als Frankreich Devisen braucht und Renault, seit 1944 Staatsbetrieb, diese beschaffen soll. Mit der für automobile Grundbedürfnisse ausgelegten Mini-Limousine Renault 4CV hat das Unternehmen seit 1947 das passende Modell für die Nachkriegsjahre parat. 1955 exportiert das Unternehmen bereits 25 Prozent seiner Produktion.
4cv WEB
In Frankreich wurde der Renault für junge Familien gerne "Motte de Beurre" - Butterklumpen - genannt. In Deutschland hieß es etwas charmanter "Cremeschnittchen", wegen der zunächst standardmäßig verwendeten beigen Farbe, die angeblich aus Restfarben der Kriegszeit gemixt worden sein soll. Dekorative, handgemachte Grafiken waren damals "State of the Art" in der Werbung. Bild: Renault